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KuaS 1970,_no 2,_page 40
< Frailea knippeliana
verkannt? verschollen? ausgerottet? Wilhelm Simon In den letzten Jahren um die Jahrhundertwende schickte der Sammler Grosse viele Kakteen aus Paraguay nach Europa, darunter zahlreiche, die später zur Gattung Frailea gezogen wurden. Es waren dies die damals bereits bekannten Echinocactus pumilus Lem. 1838, gracillimus Lem. 1839 und die neuen schilinzkyanus und grahlianus, die 1897 bzw. 1899 von Haage jr. beschrieben wurden. 1902 folgte knippelianus Quehl und 1904 cataphractus Dams. Alle wurden später von Britton & Rose zu Frailea umkombiniert. Nun sind diese kleinen Pflänzchen nicht so attraktiv, daß sich die Liebhaber bevorzugt mit ihnen befaßt hätten; ihre kleinen Blütchen öffnen sich oft gar nicht. Hinzu kommt, daß die einzelne Pflanze meist recht kurzlebig ist und daß man sie sich immer neu heranziehen muß. So fristen sie in vielen Sammlungen ein bescheidenes Dasein, allerdings mit einer Ausnahme: Frailea knippeliana (Quehl) Br. & R. Man kennt sie nicht mehr. Im Katalog der Firma Fr. Ad. Haage jr. in Erfurt finden wir sie 1934 zum letztenmal angeboten. Aus Samen, die von der Firma Backeberg noch 1937 verkauft wurden, keimten keine knippeliana sondern alles mögliche, meist jedoch pumila. Seither findet man unter der Bezeichnung knippeliana fast immer eine pumila. 1948 berichtete der tschechische Kakteenfreund L. Červinka (1), daß es ihm nicht geglückt ist, Frailea knippeliana in Europa ausfindig zu machen und er hält sie für verloren. Ritter berichtet in einer persönlichen Mitteilung, daß er sich längere Zeit in dem Gebiet aufgehalten habe, in dem Grosse seinerzeit gesammelt hatte, und daß er dort keine Fraileen mehr gefunden habe. Er äußert die Vermutung, daß Grosse diese Fraileen damals schon an ihren Standorten ausgerottet habe. Ist Frailea knippeliana bei uns nun wirklich verschwunden oder lebt sie noch irgendwo unerkannt und unbeachtet, vielleicht verwechselt mit der gracillima, mit der sie äußerliche Ähnlichkeit hat? Wie müßte sie aussehen und wonach sollten wir suchen? Die Beschreibung finden wir in der Monatsschrift der DKG (2) und im Nachtrag zum Schumann (3). Allerdings ist es schwierig, eine unbekannte Pflanze nach den üblichen Diagnosen zu identifizieren, zumal in unserem Fall die meisten Merkmale, wie Rippen, Größe und Form der Rippen, Zahl der Stacheln und Mittelstacheln, keine auffallenden Unterschiede ergeben. Die Wichtigsten sind, wenn wir gegen gracillima differenzieren:
Wir müssen also nach einer etwas länglich wachsenden Frailea suchen, nicht ganz so schlank wie gracillima, mit frischgrünem Körper und bernsteingelben Stacheln. Immerhin erschien es Schumann so wichtig, daß er noch eine Anmerkung verfaßte: „Ich habe mich durch die Untersuchung authentischer Stücke überzeugt, daß diese Art gut von E. gracillimus Lem. unterschieden werden kann." (3) Neuerdings werden wieder Fraileen eingeführt, die aber nach meiner Kenntnis vorwiegend aus Brasilien stammen. Wenn also eine Frailea knippeliana wirklich noch in unseren Sammlungen vertreten sein sollte, so wäre es schön, wenn wir sie jetzt als solche erkennen würden, bevor durch die Neueinführungen alle Unterschiede verwischt werden. Literatur: (1) L. Červinka, Kaktusarske Listy, 1948, 10, S. 76 78. (2) Quehl, M. f. K. 1902, 1, S. 9. (3) Schumann, Gesamtbeschreibung der Kakteen, Nachträge 1898-1902, S. 108/109. Anschrift des Verfassers: Wilhelm Simon, 401 Hilden, Eller Str. 1 a |